Fürbitte

Juni 17, 2019/0/0

Unsere #ichbinhier Moderatorin Silke hat neulich in einer süddeutschen Kleinstadt über ihr Engagement und unsere Arbeit berichtet. Hier ist ihre berührende Geschichte, die sie gestern als Absacker in der Aktionsgruppe geteilt hat.

Manchmal geschehen Dinge, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte. So eine Geschichte möchte ich gerne erzählen.

Immer wieder erreichen uns bei #ichbinhier Anfragen für Interviews, Vorträge, Panels oder Workshops. Unsere Erfahrung und Expertise ist gefragt. So auch geschehen vor drei Wochen. Eine evangelische Pfarrerin bat um Vortrag und Diskussion zum Thema: „Digitale Kommunikation und ihre Bedeutung auch für die, die sie gar nicht benutzen …“. Ein Publikum also, das zum Großteil nicht in den Sozialen Medien aktiv ist. An einem Ort (Kirche), an dem ich mich eher selten aufhalte. Spannend. Mach ich, dachte ich.

Um zu einer angeregten Diskussion zu animieren, durfte ich kein Blatt vor den Mund nehmen, entschied ich. Und weil ich mir sicher war, dass Gott auch Hasskommentare liest, sprach ich persönliche Hassbotschaften an #ichbinhier-Mitglieder und Worte wie „Fotze“ gelassen aus. Mein Impulsvortrag war kurz und knackig, ich wollte alle erreichen. In dieser Kirche.

Respekt hatte ich vor der Diskussion. Die Eingangsfrage „Und Sie glauben allen Ernstes, dass Sie etwas bewegen können?“ schien meinen Befürchtungen erstmal Recht zu geben, jedoch ging mir das „Ja, sonst würden wir es nicht machen“ ebenso leicht über die Lippen, wie alle Schimpfworte vorher auch.

Wir diskutierten über 90 Minuten. Vier aktive #ichbinhier-Mitglieder und ich konnten unsere Erfahrungen einbringen und spürbar überzeugen. Anwesende Vertreter*innen von SPD und CDU verdeutlichten unseren überparteilichen Ansatz. Am Ende stand eine überglückliche und dankbare Pfarrerin vor mir, die vorher mit digitaler Kommunikation kaum etwas am Hut hatte, sich ihrer Bedeutung aber immer mehr bewusst wurde.

Drei Wochen vergingen und die Worte schienen nachzuwirken. Und so gab es an einem Sonntag eine Predigt zum Thema „Digitale Kommunikation“. Mir wurde berichtet, dass Zuhörer*innen mehrfach schluckten und dass die Pfarrerin uns sehr gut zugehört haben musste. Aber was mich ehrlicherweise am allermeisten berührt, sind drei Fürbitten aus dieser Predigt:

„Gott, du hast uns erinnert, dass wir die Deinen sind
und keine Macht der Welt uns beherrschen
und bestimmen soll.
Du hast uns die Augen geöffnet für die Zukunft,
aus der du uns entgegenkommst.
–> Wir rufen zu dir: Erhöre uns, Gott.

Wir bitten dich für alle,
die ausgegrenzt werden
durch Hassnachrichten im Netz,
die Beleidigungen standhalten.
Sende deinen Geist der Liebe und des Friedens.
–> Wir rufen zu dir: Erhöre uns, Gott.

Wir bitte dich für alle,
die gute Nachrichten gegen Falschmeldungen setzen
und nicht zulassen, dass andere ausgegrenzt werden
und für sie eintreten mit Kraft und Geduld.
Sende deinen Geist der Liebe und des Friedens.
–> wir rufen zu dir: Erhöre uns, Gott.“

 

Es ist vergleichsweise einfach, in seiner eigenen Filterblase Anerkennung zu finden. Diese Nachwirkung unserer Veranstaltung verschlug mir jedoch sanft die Sprache und berührte mich zutiefst.

Wer auch immer euch beschützen möge … kommt gut durch die Kommentarspalten.

Silke für #ichbinhier

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