Hass im Netz ist weit verbreitet, ohne dass dem durch Gesetze genug entgegengewirkt wird. Das hat auch auf der Ebene der Einzelnen starke Auswirkungen. Laut einer Studie des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz haben rund 50 % der Teilnehmenden schon einmal Hass im Netz wahrgenommen, und etwas weniger wurden sogar schon einmal selbst beleidigt. Wie auch im echten Leben hat digitale Gewalt Konsequenzen für Betroffene.
Oft fühlt man sich nicht mehr sicher und unwohl – vielleicht kennst du das selbst. Deshalb ziehen sich viele auch zurück. Rund 50 % der Personen, die das Kompetenznetzwerk befragt hat, äußern sich weniger online zu Themen, vor allem wenn sie politisch sind. Wenn jemand etwas Abwertendes zu dir sagt, schenkst du der Person vielleicht auch Glauben und möchtest dich zurückziehen. Genau so funktioniert das leider auch bei Beleidigungen online.


Bereits gemachte Erfahrungen oder auch die Angst, selbst betroffen zu sein, halten Menschen dann verständlicherweise davon ab, im Netz ihre Meinung zu sagen, sprich etwas zu kommentieren oder zu posten. Das hat direkte Auswirkungen auf die Meinungsvielfalt. So werden vor allem die Stimmen von hasserfüllten Menschen lauter, während kritische und betroffene Stimmen leiser werden. Darunter leidet die Vielfalt der Perspektiven – und damit auch unsere Debattenkultur. Genau diese Vielfalt aber ist die Grundlage einer lebendigen Demokratie.
Digitale Räume sind Teil unserer Gesellschaft – sie prägen, wie wir miteinander umgehen und welche Stimmen gehört werden. Wenn dort Hass dominiert, hat das Folgen für uns alle. Es geht dabei nicht nur um diejenigen, die Hass verbreiten, sondern auch um alle, die mitlesen. Jede Reaktion zählt: ein freundlicher Kommentar, ein zustimmendes Like, ein Zeichen der Unterstützung. Oft sind es gerade die kleinen Gesten, die große Wirkung zeigen – sie sagen: Du bist nicht allein.
Vor allem Betroffene bestätigen uns immer wieder, wie sehr ihnen solche Zeichen helfen. Wer im Netz Hass erfährt und keine Gegenrede erlebt, empfindet das Schweigen oft als Zustimmung – und das kann fast genauso verletzend sein wie der Hass selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Menschen spüren: Ihre Stimme wird gehört. Andere zu stärken, damit ihre Stimmen nicht übertönt oder verdrängt werden, ist eine der wertvollsten Erfahrungen unseres Engagements.
Wer respektvoll und empathisch kommentiert, zeigt Haltung und ermutigt andere, das Gleiche zu tun. Genau das ist digitale Zivilcourage – kein lauter Protest, sondern das leise, beständige Eintreten für ein respektvolles Miteinander. Viele unserer Mitglieder erzählen, dass sie durch ihr Engagement selbstbewusster und gelassener geworden sind. Es tut gut, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die füreinander einsteht und sich gegenseitig stärkt. So entsteht eine positive Bewegung: weg vom Schweigen, hin zu Solidarität.
Denn am Ende gilt: Gemeinsam ist man stärker. Wenn niemand widerspricht, bleibt Hass unwidersprochen – aber wenn viele ihre Stimme erheben, zeigen wir: Liebe ist lauter, und Hass ist nicht die Norm.
Damit du dich nicht hilflos fühlen musst, wenn du Hass im Netz mitbekommst oder selbst betroffen bist, findest du in unserem Digital Democracy Lab alles, was du brauchst um dich gegen Hass online stark zu machen.
In diesem Level findest du noch heraus
Postfach 25588
10129 Berlin
info@ichbinhier.online