Das Anmeldeformular verlangt die Angabe von Vor- und Nachnamen, Geburtstag, Geschlecht. Wie heißt du heute? Du hast die freie Auswahl! Es prüft ohnehin niemand nach. Weiter sind noch eine Handynummer oder eine Mailadresse anzugeben. Hm, Handynummer? Da wird es schon komplizierter, wenn du nicht willst, dass deine wahre Identität auffliegt. Auch Prepaid-Karten bekommst du in Deutschland heutzutage nämlich nicht mehr einfach so. Die wollen deinen Ausweis sehen. Ist seit einigen Jahren so vorgeschrieben. Macht nichts: Ein Mailaccount kann bei Webmailprovidern immer noch ohne Identitätsnachweis angelegt werden. Auch das ist schnell gemacht. Eins, zwei, drei, fertig ist der Fake Account!
Zwar haben erstaunlich viele Nutzer*innen Sozialer Medien keine Hemmungen, unter Klarnamen zu beleidigen und zu bedrohen. Aber es gibt auch solche, die anonym bleiben möchten. Weil sie mehrere Accounts gleichzeitig betreiben, um so unter unterschiedlichen Identitäten Einfluss auf das Meinungsbild im Netz zu nehmen. Und weil sie rechtliche Konsequenzen vermeiden möchten, wenn sie die Grenzen zur Strafbarkeit überschreiten. Seit Jahren wird in den Sozialen Medien von anonymen Accounts hemmungslos gehetzt, bedroht und beleidigt. Unter Allerwelts- oder Phantasienamen. Mit Haustieren, Landschaften, Comicfiguren oder Schwarz-Rot-Gold im Profilbild. Die Personen hinter diesen Accounts sind ausgesprochen schwierig zu ermitteln. Sie fühlen sich sicher. Und das nutzen sie aus. Ohne ernstzunehmendes Strafverfolgungsrisiko erscheint ihnen das Internet als rechtsfreier Raum, in dem sie tun und lassen können, was sie wollen.
Das muss sich ändern. Wir empfehlen deshalb seit geraumer Zeit, dass die Plattformbetreiber die Identität ihrer Nutzer*innen authentifizieren sollten. Genau dies hat nun auch der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius gefordert. Das niedersächsische Kabinett hat in der vergangenen Woche einer entsprechenden Bundesratsinitiative des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport zugestimmt. Die Zeit hierfür ist reif.